1920 gründete Fritz Berger aus München die Bergwacht.
Anlass waren insbesondere die Zustände auf den Bergen und in den Hütten. Nach dem Ersten Weltkrieg suchten viele Menschen Erholung und Stille in der Natur. Erste Auswirkungen des aufkeimenden Massentourismus waren bald nicht mehr zu übersehen: Einbrüche und Vandalismus in den Unterkünften, die Gefährdung der Pflanzen und die Beunruhigung der Tierwelt waren die Folgen.
Zu den ursprünglichen Aufgaben der Bergwacht zählten deshalb zunächst vor allem der Schutz der Natur und ein allgemeiner Ordnungsdienst. Häufiger ereigneten sich auch Unfälle im Gebirge – verstärkt musste die Bergwacht Rettungseinsätze übernehmen. Auch außerhalb der Landeshauptstadt schlossen sich engagierte und aktive Männer der aufblühenden Organisation an. Die Bergwacht breitete sich aus und erwarb sich in der Öffentlichkeit durch ihre ehrenamtliche Arbeit Beachtung und Anerkennung. Der Isarwinkel mit seinen Bergen, das Vorkarwendel und das Karwendel galten als beliebte und stark frequentierte Wander- und Tourenziele. So wurde schließlich auch in Lenggries die Bergwacht ins Leben gerufen. Die Kameraden Stempfl, Schalch, Putz, Grassmann, Kotz und Adler zählten zu den Gründungsmitgliedern. Der damalige Vorstand des Alpenvereins, Adler, war der erste Leiter der „Abteilung Bergwacht“. Bereits ein Jahr nach der Gründung stellten die Kameraden eine sog. „Rettungsexpedition“ auf.
Nach Adler übernahm vorübergehend Karl Schalch die Leitung der Gruppe. Sein Nachfolger wurde bis 1944 Basilius Kirschenhofer. Die bayerische Bergwacht fand zunehmend Anhänger. Bekannt wurde sie hauptsächlich durch ihre Rettungseinsätze im In- und Ausland. Der Ideenreichtum, der Mut und die Innovationskraft bekannter Persönlichkeiten trieben die Entwicklung der Bergwacht entschieden voran. Zu ihnen zählte auch der junge Ludwig Gramminger aus München.
Mit exzellentem handwerklichen Geschick konstruierte er Bergegeräte wie z.B. den „Gramminger Sitz“, die Gebirgstrage und den noch heute häufig verwendeten Akia. In Lenggries wurde 1944 Gustl Simon Nachfolger von Basilius Kirschenhofer. Durch das Verbot und die Auflösung der Vereine erhielt auch die Bergrettung eine neue Konzeption. Ursprünglich bestand zusätzlich der Gebirgsunfalldienst. Beide Organisationen wurden dem Roten Kreuz in einem Sonderstatus als Bergwacht eingegliedert. Ab 1946 führte Toni Murböck die Bergwacht Lenggries. Allein sieben Totenbergungen waren eine schwere Bilanz im ersten Jahr seiner Bereitschaftsleitung. Besondere Verdienste erwarb er sich auch im Naturschutz sowie in der Jugend- und Nachwuchsarbeit.
Nachfolger Murböcks wurde 1954 Hans Speer. Er hat – wirkungsvoll unterstützt von seiner Frau Rosi – einen bedeutenden Abschnitt der Lenggrieser Bergwachtgeschichte gestaltet.
Neue Entwicklungen und eine Fülle von Aktivitäten prägten diese lebhafte Zeit. Dazu zählten erstmals auch Rettungseinsätze mit dem Helikopter. Bereits in den 60er Jahren konnte die Bergwacht Lenggries gelegentlich die Unterstützung durch amerikanische Hubschrauber in Anspruch nehmen.
Schließlich kam es zu einer ausgezeichneten und sehr erfolgreichen Zusammenarbeit mit den Hubschrauberpiloten der Bundeswehr. Im Sommer 1983 gab Hans Speer die Bereitschaftsleitung nach 29 Jahren ab. Zahlreiche Rettungseinsätze, z.T. unter schwierigsten Bedingungen, fallen in diese Zeit. Die Lenggrieser Bergwacht konnte z. B. unter seiner Leitung zusammen mit den Tölzer Kameraden eine Diensthütte auf dem Brauneck errichten, in Lenggries die Bergrettungs-Station Isarwinkel bauen, zwei Rettungsfahrzeuge beschaffen und, im Vergleich zu den Gründerjahren, auf eine anschauliche Ausstattung mit Rettungsgeräten verweisen.
Besondere Verdienste um die Lenggrieser Bergwacht hat sich auch Bergwachtarzt Dr. Manfred Jucho erworben. Über Jahrzehnte hinweg hat er unermüdlich, sehr verantwortungsbewusst und überaus erfolgreich der Bereitschaft in zahlreichen Vorträgen, Diskussionen und Übungen das erforderliche medizinische Wissen vermittelt. Josef Bammer, jahrzehntelang als Kassier tätig, verstand es wie kein anderer, das für alle Aktivitäten, Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen sowie Neubeschaffungen nötige Geld beizubringen.
Auf der Grundlage seiner sehr umsichtigen Kassenführung konnte die Lenggrieser Bergwacht viele für ihren Dienst unverzichtbare Anschaffungen tätigen. Nachfolger Speers wurde Jakob Öttl. Er blieb zehn Jahre lang Leiter der aktiven Bergretter. Auch dieses Jahrzehnt war von einer Vielzahl anspruchsvoller Aufgaben, großer Herausforderungen und teilweise äußerst schwierigen Rettungsmaßnahmen geprägt. Sämtlichen Aufgaben und Problemen stellten sich Öttl und seine Kameraden mit großem Einsatz, beeindruckendem Erfolg und bewundernswerter Energie.
Im Februar 1993 wurde Anderl Strauß neuer Bereitschaftsleiter. Mit vorbildlichem Elan, Einfallsreichtum und hoher Fachkompetenz hat er die anstehenden Aufgaben bewältigt. Sehr effizient unterstützt von seiner Frau Resi gelang es Strauß, die Professionalität der Lenggrieser Bergwacht weiter zu stärken. Wichtige Neubeschaffungen, die Erweiterung der Diensthütte auf dem Brauneck, die wirkungsvolle Teilnahme an zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen, die Pflege der Geselligkeit und viele – auch z.T. überaus anspruchsvolle – Einsätze zur Rettung von Menschen, die in Bergnot geraten waren, gehören in seine Zeit als Chef der Lenggrieser Bergwacht. Nach zehn Jahren als stellvertretender Bereitschaftsleiter und weiteren zehn Jahren als Bereitschaftsleiter übergab Strauß im Frühjahr 2003 die Führung der Lenggrieser Bergwacht in jüngere Hände.
Sein Nachfolger wurde Sepp Bergmayr. Er übernahm eine außerordentlich leistungsfähige und enorm beanspruchte Bergwachtbereitschaft. So gehört heute der Einsatz moderner Rettungsmittel, z. B. stabile und dynamische Kunstfaserseile, Speleo-Seilwinden, Luftrettungssäcke, Funkhelme, Bergestangen, Seilbahnbergesets usw. zum Standard der freiwilligen Bergretter. Dabei bleibt eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung ein unverzichtbarer Bestandteil der Arbeit der Lenggrieser Bergwacht.